Flüchtlinge spielen gegen DFB :
Fußball braucht keine Sprache

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DfB-President Wolfgang Niersbach und Trainer Karl-Heinz Koerbel in Egelsbach
Zahlreiche Nationalitäten und Religionen werden durch ihren Lieblingssport vereint. Flüchtlinge haben in Egelsbach gegen die DFB-Betriebsmannschaft gespielt und der Fußballdeutsch-Crashkurs machte sich bezahlt.

Am Mittwoch waren die Deutschen ausnahmsweise einmal Gast im eigenen Land. Auf dem Kunstrasenplatz der Sportsgemeinschaft Egelsbach hatte die Flüchtlingsmannschaft SGE Refugees United eine Betriebsmannschaft des DFB empfangen. Der Deutsche Fußballbund wollte dem Verein in Egelsbach Respekt für die Integrationsarbeit mit Flüchtlingen zollen. Zahlreiche Nationalitäten und Religionen waren durch ihre Lieblingssportart beim Spiel vereint. „Schieß endlich, Thomas“, wurde gerufen. Oder „Los Abuzer, du schaffst das“. Flüchtlinge tippelten nervös am Platzrand herum, wenn Gegentore fielen. „Nicht gut“, kommentierten sie. Viele Spieler der Flüchtlingsmannschaft sprachen die Fußballbegriffe auf Deutsch aus. Man hatte ihnen gleich zu Beginn einen Fußballdeutsch-Crashkurs gegeben, erzählte Thomas Geiß, ein ehrenamtlicher Trainer des Vereins. So könnten sich die meisten Flüchtlinge nach wenigen Monaten Aufenthalt zumindest auf dem Fußballplatz verständigen.

Erst führte der DFB mit 2:0 Toren, dann legten die Refugees nach. Ein Somali schoss ein Distanztor und erntete tosenden Applaus. Afghanen, Somalis, Syrer und Deutsche spielten gegeneinander, aber irgendwie auch miteinander, wie ein Zuschauer sagte. Als ein Spieler der DFB-Mannschaft gefoult wurde, eilte einer der Flüchtlinge heran und half ihm hoch. „Es sollte überall in Deutschland nur noch diesen Anblick geben. Anstelle von brennenden Flüchtlingsheimen“, sagte ein anderer der vielen Besucher. Die Tribünen waren fast voll besetzt. Denn ein prominenter Gast hatte die SG Egelsbach aufgesucht, um dem Spiel beizuwohnen.

Unterschiedliche Nationen - beide lieben den Fußballsport.
Unterschiedliche Nationen - beide lieben den Fußballsport.AFP

Der DFB-Präsident Wolfang Niersbach wollte den Verein für die Integrationsarbeit persönlich loben. Im Rahmen der Flüchtlingsinitiative „1:0 für ein Willkommen“ war die Sportsgemeinschaft mit 500 Euro vom Deutschen Fußballbund gefördert worden. Niersbach sagte: „Auf uns kommt in den nächsten Jahren eine große Herausforderung zu. Aber der Sport, vor allem Fußball, ist mindestens eine genauso große Chance, diese Herausforderung zu lösen.“ Fußball ist die integrativste Sportart, findet Niersbach. Außerdem sei der Ballsport durch seine große Beliebtheit ohnehin eine weltweite Sprache, die jeder verstehe. Egal ob Hautfarbe, Herkunft oder Religion: Beim Fußball könne jeder mitspielen. Daher versprach der DFB-Präsident auch eine Ausweitung der wirtschaftlichen Unterstützung für Vereine, die Integrationsarbeit leisten. Der Slogan der Kampagne „1:0 für ein Willkommen“ dürfe nicht nur eine Phrase bleiben, sondern müsse gelebt werden.

Die Sportsgemeinschaft Egelsbach geht dabei mit gutem Beispiel voran, wie Niersbach betonte. Das Spiel der SGE Refugees United gegen die DFB-Mannschaft sollte auch andere Vereine animieren, es der SG Egelsbach gleichzutun. Am Ende siegte die Betriebsmannschaft des DFB 4:2. Für Wolfgang Niersbach war das Ergebnis aber ein anderes. Der DFB-Präsident sagte: „1:0 für den Fußball.“ Wenn der Ballsport bei der Integration von Flüchtlingen helfe, könne es keine Verlierer geben.

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